Armin Eugster, Fraktionschef und bis gestern Kandidat der St. Galler CVP für die Regierung, ist verbittert: er hat sich wohl nicht ganz zu Unrecht realistische Chancen für den zweiten Wahlgang ausgerechnet. Trotzdem wurde er von seinen Parteifreunden hinterrücks politisch gemeuchelt.
Noch im Untergang behält Eugster in
seinem Communique zum Verzicht
auf den zweiten Wahlgang einen angemessenen Stil bei:
Ich habe heute Dienstag, 18. März, meine Kandidatur für die St.Galler Regierung zuhanden der Delegiertenversammlung der CVP des Kantons St.Gallen – dem für Nominationen zuständigen Gremium – zurückgezogen. Dies teilte ich heute der CVP-Parteileitung mit, nachdem mir diese an ihrer Sitzung vom 17.März das Vertrauen entzogen hat.Da hätte man auch deutlichere Worte finden können, zumal der "Verzicht" nicht freiwillig erfolgt ist. Nachdem er Gerüchten zufolge rund CHF 300'000.- in den Wahlkampf gesteckt hat, zieht Eugster zurück, weil er nicht erneut von den Verantwortlichen nominiert würde. Über die Beweggründe der CVP-Parteileitung darf nun fröhlich spekuliert werden.
Spekulation 1: Lucrezia Meier-Schatz verlangt einen neuen Kandidaten
Dass in der CVP alles andere als einhellige Freude herrschte, als Frau Meier-Schatz ihre Kandidatur ankündigte, ist bekannt. Denkbar ist, dass sie ihren eigenen Rückzug von der Nomination eines neuen Kandidaten abhängig gemacht hat. Und damit Armin Eugster aushebelte.
Einschätzung : Frau Meier-Schatz ist wohl zu lange im Geschäft, um solche Mätzchen nötig zu haben.
Einschätzung : Frau Meier-Schatz ist wohl zu lange im Geschäft, um solche Mätzchen nötig zu haben.
Spekulation 2: Ein abgekartertes Spiel
In vier Jahren tritt Joe Keller aller Voraussicht nach als einziger CVP-Regierungsrat zurück. Ohne einen Bisherigen anzutreten ist für jede Parteileitung ein Graus. Benjamin Würth, Stadtpräsident von Rapperswil-Jona gilt als natürlicher Nachfolger von Keller und steht derzeit nicht zur Verfügung [da wäre ja auch noch eine Gemeindefusion in seiner Verantwortung zu Ende zu bringen]. Wer bleibt als aussichtsreicher Kandidat: Staatssekretär Martin Gehrer. Sympathisch, Vollprofi und kommunikativ allererste Sahne.
Aber kurz vor der anstehenden Wiederwahl zum Staatssekretär hätte man ihm eine Kandidatur für den Regierungsrat übel genommen. Als vermeintliche Notlösung hingegen ist die Kandidatur tragbar.
Einschätzung : Auch wenn die CVP überzeugt ist, jedes politische Komplott zu Ende bringen zu können - das traue ich ihr nicht zu. Sie hat vermutlich eher daran geglaubt, dass Eugster im ersten Wahlgang gewinnt.
Aber kurz vor der anstehenden Wiederwahl zum Staatssekretär hätte man ihm eine Kandidatur für den Regierungsrat übel genommen. Als vermeintliche Notlösung hingegen ist die Kandidatur tragbar.
Einschätzung : Auch wenn die CVP überzeugt ist, jedes politische Komplott zu Ende bringen zu können - das traue ich ihr nicht zu. Sie hat vermutlich eher daran geglaubt, dass Eugster im ersten Wahlgang gewinnt.
Spekulation 3: Politischer Opportunimus
Der Volksmund steigert "Freund-Feind-Parteifreund". Und tatsächlich sind Partei-Obere gerne bereit, langjährige Weggenossen der politischen Sache zu opfern - Stoiber ist da ein jüngeres Beispiel.
Nach dem verhältnismässig schlechten Wahlergebnis von Armin Eugster war die Parteileitung der Meinung, mit ihm nicht punkten zu können. Nach dem überraschend guten Ergebnis von Stefan Kölliker [mehr als ein Drittel der Stimmen Potenzial hat er aber wohl nicht] und den intakten Chancen von Andreas Hartmann wäre mit Eugster wohl kein Blumentopf zu gewinnen gewesen. Da liegt es nahe, das Pferd auszuwechseln.
Einschätzung : Mir scheint dies das wahrscheinlichste Szenario zu sein. Auch wenn es charakterliche Abgründe in der CVP-Parteileitung auftut.
Nach dem verhältnismässig schlechten Wahlergebnis von Armin Eugster war die Parteileitung der Meinung, mit ihm nicht punkten zu können. Nach dem überraschend guten Ergebnis von Stefan Kölliker [mehr als ein Drittel der Stimmen Potenzial hat er aber wohl nicht] und den intakten Chancen von Andreas Hartmann wäre mit Eugster wohl kein Blumentopf zu gewinnen gewesen. Da liegt es nahe, das Pferd auszuwechseln.
Einschätzung : Mir scheint dies das wahrscheinlichste Szenario zu sein. Auch wenn es charakterliche Abgründe in der CVP-Parteileitung auftut.
Im Ergebnis nachvollziehbar
Was auch immer zur Kandidatur von Gehrer geführt hat, die von der Delegiertenversammlung mit Sicherheit bestätigt werden wird, die CVP hat die Wahlchancen damit wohl gesteigert. Politisch gesehen war der Schachzug sicher klug. Menschlich gesehen bin ich sehr froh, dass ich nicht in der CVP bin.